Awareness leitet sich von dem Englischen to aware – sich etwas bewusst machen/um etwas wissen ab. Dieses Etwas ist in diesem Fall als die individuellen Grenzen und Bedürfnisse der Teilnehmenden und Organisator*innen zu verstehen. Gerade im Kontext von Feierlichkeiten und der damit einhergehenden Lautstärke, Enge, Alkoholkonsum und sozialen Zusammentreffen kommt es leider immer wieder zu Grenzüberschreitungen. Diese können alle Menschen betreffen, und können in Form von Sexismus und sexualisierter Gewalt, Trans- und Homophobie, Rassismus, Ableismus, Antisemitismus und weiteren Diskriminierungsformen auftreten. Als Grenzüberschreitung gilt dabei das, was die betroffene Person als solche definiert und wahrnimmt und soll als solche auch ernstgenommen werden. Generell geht es nicht um die Mediation, sondern darum solidarisch eine Lösung zu finden, damit es den Betroffenen besser geht.
Das Konzept hat nicht den Anspruch eine strikte Handlungsanweisung zu sein. Wir wollen keine Stigmatisierung begünstigen, sondern situationsbedingt entscheiden und auf das hören, was die Betroffenen brauchen. Das Awareness-Team wird auch bei anderweitigen Notfällen (z.B. psychische und medizinische) aktiv.
Vorstellung des Awareness-Team bei der Begrüßung
Die Ansprechpersonen werden vorgestellt, sodass alle Teilnehmenden wissen, dass es ein Awareness-Team gibt und wer das ist. Das Team ist zusätzlich durch kommunizierte Erkennungszeichen gekennzeichnet. Es wird ggf. darauf hingewiesen, dass es Schichten im Awareness-Team gibt, aber dennoch immer alle angesprochen werden können. Weiterhin wird darauf hingewiesen, dass das Awareness-Team während der gesamten Veranstaltung über ein Telefon (Anruf, Nachricht) kontaktiert werden kann. Bei Veranstaltungen im Theologicum wird darauf hingewiesen, wenn es einen Kinderbereich gibt. Außerdem wird auf den Lagerort der Erste-Hilfe-Materialien, den Ruheraum, die genderneutrale Toilette und die frei zugänglichen Hygieneartikel hingewiesen.
Zuständigkeit des Awareness-Teams
Wenn grenzüberschreitendes und/oder diskriminierendes Verhalten
- beobachtet wird
- darauf hingewiesen wird
- von einer Person bzgl. dessen um Hilfe gebeten wird (persönlich oder über das Awareness-Telefon)
wird das Awareness-Team aktiv. Aber auch, wenn sich Personen in einer Notlage befinden.
Bei Streitigkeiten greift das Awareness-Team ggf. in Absprache mit der Security ein und versucht die Situation zu deeskalieren. Eine Streitsituation wird nie alleine betreten.
Umgang in konkreten Situationen
Beim Umgang in konkreten Situationen geht es lediglich um Handlungsmöglichkeiten. Wie in eigenen konkreten Situationen vorgegangen wird, muss dennoch immer individuell entschieden werden.
Wenn eine Situation vom Awareness-Team beobachtet wurde, oder eine Situation gemeldet wurde,
- fragen wir die betroffene Person nach ihrem Empfinden
- erklären der betroffenen Person, warum und was wir als Grenzüberschreitung und/oder Diskriminierung wahrgenommen haben bzw. dem Awareness-Team gemeldet wurde.
- wir drängen unsere Beobachtungen nicht auf, sondern fragen die Person, wie sie die Situation empfunden hat
- wenn die Person keine Unterstützung möchte, dann respektieren und akzeptieren wir dies. Bieten ihr aber dennoch an, dass wir auch im späteren Verlauf der Veranstaltung ansprechbar sind.
Dies schließt jedoch mögliche Handlungen des Awareness-Teams nicht aus, wenn diese zum Wohl der Allgemeinheit sind und mit den Betroffenen kommuniziert wurden
Wenn eine Person um Unterstützung durch das Awareness-Team bittet,
- hören wir der betroffenen Person zu und nehmen sie ernst
- klären, welche Art von Unterstützung sich die Person wünscht
- bieten einen Rückzugsraum an
- bieten an, dass sich die betroffene Person nicht selbst mit der beschuldigten Person auseinandersetzen muss
- wir bleiben ansprechbar für die Person und signalisieren dies
- unser Verhalten:
- Wir sind vorsichtig mit Körperkontakt, außer er wird ausdrücklich erwünscht
- Wir sind vorsichtig mit Fragen
- Wir geben der betroffenen Person Raum und Zeit
- Wir stellen unsere eigenen Wünsche und Bedürfnisse hinten an und respektieren die Entscheidungen der betroffenen Person
Informationskette = Ablauf, wenn das Awareness-Team aktiv werden muss
- Weitergabe von Informationen über die Funkgeräte, wenn das Awareness-Team aktiv werden muss
- An wen: Veranstaltungsteam, Awareness-Team
- Was: welche Art von Situation (medizinisch, psychisch, Grenzüberschreitung), Schwere der Lage (grün= Krankenwageneinsatz nicht notwendig, gelb= Krankenwageneinsatz notwendig, rot= lebensbedrohlich), wo= Weitergabe des Ortes
- Namen werden nur bei Mitgliedern der Fachschaft genannte, bei Helfenden wird gesagt, dass es sich um Helfende handelt
- Eine konkrete Person wird benannt, die Informationen in eine Messenger-Gruppe (angepasst auf die Veranstaltung) schreibt
- Sollte sich die Situation verändern, werden diese Änderungen an die Person weitergegeben, die in die Gruppe geschrieben hat, diese leitet die Infos an die anderen weiter
Nach einer Veranstaltung reflektieren das Awareness-Team und das Veranstaltungs-Team die Veranstaltung. Sollte das Awareness-Team aktiv gewesen sein, wird das Gespräch mit der*den betroffene*n Person*en gesucht, um kurze Rückmeldung zu geben.